Führen Sie in den nächsten zehn Sekunden ein kurzes Experiment durch und überlegen Sie sich Eigenschaften, welche Ihnen zu adipösen oder übergewichtigen Personen in den Sinn kommen oder was Sie selbst schon erlebt haben…
Komplexe und chronische Erkrankung
Adipositas ist eine chronische Erkrankung und wird fälschlicherweise oft mit Faulheit, Mangel an Willenskraft und Selbstkontrolle in Verbindung gebracht – vielleicht erging es Ihnen ja auch so, bei dem gerade durchgeführten Zehn-Sekunden-Experiment.
Das stimmt so aber nicht - Adipositas ist eine komplexe und chronische Krankheit, die von Gesundheitsfachpersonen behandelt werden sollte und von vielen verschiedenen Dingen beeinflusst wird:
- erblichen Einflüssen
- psychischen Faktoren
- bestimmten Medikamenten
- hormonellen oder Stoffwechsel-Erkrankungen
Stigmatisierung und Diskriminierung
Obwohl Adipositas in der Schweiz als Erkrankung anerkannt und die Möglichkeit einer Vergütung von medizinischen Leistungen besteht, ist das Wissen in der Gesellschaft und bei Fachpersonen noch zu wenig verankert. Aufgrund des fehlenden Verständnisses für die Erkrankung erfahren Betroffene Stigmatisierung und Diskriminierung.
Menschen mit Adipositas werden in verschiedenen Lebensbereichen stigmatisiert: in der Öffentlichkeit, im Beruf, in den Medien, in der Familie und unter Freunden. Leider geschieht Stigmatisierung auch dort, wo es nicht erwartet wird, nämlich beim Gesundheitspersonal. Diese Stigmatisierung kann zur Folge haben, dass Patient:innen sich scheuen, sich professionelle Hilfe zu holen, dass sich die Störung des Essverhaltens verschärft und die Motivation, sich zu bewegen, abnimmt. Zudem kann es sein, dass sich adipöse Personen durch Stigmatisierung zurückziehen, sich ihr soziales Leben reduziert, ihr Selbstwertgefühl sinkt und sich ihre körperliche sowie seelische Gesundheit weiter verschlechtert.
Adipositas ist in der Schweiz stark verbreitet – gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist im Jahr 2022 mit 43 Prozent fast die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig (BMI 25 oder höher), 12 Prozent leiden an Adipositas (BMI 30 oder höher). Die betroffenen Menschen benötigen Unterstützung. Eine erste Anlaufstelle ist dabei der Hausarzt, welcher eine Überweisung zu weiteren Fachstellen, wie die Ernährungsberatung, veranlassen kann.
Adipositas-Therapie
Eine Therapie, welche auf verschiedenen Ebenen ansetzt, ist zentral, da Adipositas eine Erkrankung ist, welche verschiedene Faktoren betrifft. Gemäss dem Adipositas Consensus 2016 beinhaltet eine Adipositastherapie:
- eine Verhaltensänderung
- eine langfristige Umstellung der Ernährung
- die Steigerung von körperlicher Aktivität
Dabei soll auf psychologische Aspekte und die Aufdeckung negativer Denkmuster fokussiert werden.
Auf diese Themen ist das KEP - Kompetenzzentrum für Ernährungspsychologie spezialisiert. Bei uns setzt eine Therapie auf alle diese Pfeiler und ist individuell auf Sie zugeschnitten. Je nach Lebenssituation ist es angebracht, zuerst das Verhalten, die Ernährungsweise oder die Bewegung anzuschauen. Hinter all diesen Themen stehen dann die psychologischen Themen. Dabei kann thematisiert werden, was dazu führt, dass eine gewünschte Ernährungsweise nicht eingehalten werden kann, welche Emotionen dazu führen, dass eine Person isst, welchen Einfluss Stress auf die Nahrungsaufnahme hat, welche Verhaltensmuster jemand aufzeigt oder welche negativen Denkmuster einen Menschen begleiten.
Alle unsere Ernährungsberaterinnen führen die Beratungen einfühlsam, verständnisvoll und wertschätzend, unabhängig davon, welchen Körperumfang Sie aufweisen.
Vielleicht betrachten Sie Adipositas nach dem Lesen dieses Textes anders und haben ein anderes Bild von betroffenen Personen. Haben Sie Lust, das eingangs durchgeführte Experiment zu wiederholen? Hat sich etwas verändert?
Sind Sie selbst oder eine Ihnen nahestehende Person von Adipositas betroffen? Holen Sie sich Hilfe – wir im KEP sind mit dieser Thematik bestens vertraut und unterstützen Sie sehr gerne auf Ihrem persönlichen Lösungsweg. Melden Sie sich für einen Beratungstermin.